
Raus aus dem Überlebensmodus: Wie du deinen Körper wieder sicher machst
Du liegst nachts im Bett. Dein Herz klopft schnell. Es fühlt sich heiß an in deinem Körper, als würde etwas drängen, ohne dass du weißt, was. Die atmest flach. Kein Gedanke lässt sich fassen, aber dein Körper ist hellwach. Und du weißt: Das ist nicht einfach Stress. Alles fühlt sich überreizt an. Dein Nervensystem ist im Alarmzustand.
Vielleicht fühlst du dich in solchen Momenten hilflos. Vielleicht denkst du: „Ich bin einfach zu sensibel.“ Oder: „Ich muss da irgendwie durch.“ Doch das ist ein Irrtum.
Dein Nervensystem ist kein Feind. Es ist ein Frühwarnsystem. Und es kann wieder runterfahren lernen, in der Sicherheit an zu kommen – mit deiner Hilfe.
Mein Wendepunkt: Als mein inneres System explodierte
Vor zwei Monaten. Spätnachmittag. Meine älteste Tochter liegt auf dem Sofa und ruft:
„Mama, ich bekomme keine Luft mehr.“
Ihr Gesicht angeschwollen, rote Pusteln auf der Haut, am ganzen Körper. Ich sehe sie – und mein eigener Körper schaltet um. Panik. Unruhe. Herzrasen. Ohnmacht in den Beinen. Ich fühle mich hilflos. Mein System schreit: „Flucht!“ oder „Kampf!“ – aber ich friere fast ein vor Angst.
Nur wenige Sekunden habe ich Zeit, um das Richtige zu tun. Ich verstehe sofort: Ein Notarzt macht keinen Sinn. Und ich weiß genau: Ich habe kein Notfallmittel im Haus.
Ich atme. Instinktiv. Ich lege meine Hand auf mein Herz, atme tief. Drei Atemzüge. Kein „Beruhigen“, sondern Zentrieren. Präsenz.
Dann handle ich. Schritt für Schritt. Ich setze sie auf, streiche über ihren Brustkorb und Rücken. Gebe ihr Wasser. Reiche ihr Globuli. Bereite einen Quarkwickel vor. Bin in ihrer Nähe. Wenige Minuten später kann sie freier atmen. Und 20 Minuten später ist sie stabil und schläft vor Erschöpfung ein.
Doch ich merke: Nicht nur sie war in Not – mein Nervensystem war es auch.
Was passiert, wenn dein Nervensystem überreizt ist?
Ein überreiztes Nervensystem bedeutet: Dein Körper ist dauerhaft im Sympathikus-Modus. Der Flucht-Kampf-Mechanismus ist aktiv. Du funktionierst – aber du fühlst dich innerlich abgeschnitten. Hier erfährst du mehr über dein vegetatives Nervensystem und den Flucht-Kampf-Modus: Zum Blog Artikel
Je länger der Zustand der Überregung anhält, desto weniger reichen Schlaf, Ernährung oder Meditation aus, um das System zu beruhigen.
Denn:
Dein Gehirn glaubt, du bist in Gefahr.
Dein Körper produziert Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin.
Du gerätst in eine Dauerschleife: Denken – Spüren – Reagieren – Erschöpfung – Reaktivierung.
Die Folge:
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innere Unruhe
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Erschöpfung trotz Ruhe
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körperliche Symptome ohne medizinischen Befund
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emotionale Überforderung
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Verlust von Selbstverbindung
Was dein Nervensystem braucht: Sicherheit
Das autonome Nervensystem lässt sich nicht überreden. Es lässt sich auch nicht "wegatmen". Es braucht Signale von Sicherheit – körperlich spürbar. Kein Denken hilft, wenn der Körper nicht fühlt: „Ich bin sicher.“
Der Schlüssel liegt in der Selbstregulation: nicht durch Kontrolle, sondern durch Kontakt.
Und dieser Kontakt sieht für jeden Menschen anders aus – abhängig davon, welcher Stressmodus bei dir anspringt. Selbstregulation ist erlernbar und erfahrbar, für jeden von uns.
Die 4 Stressmodi und was sie wirklich brauchen
🟥 TYP A: Kampf – „Ich explodiere innerlich“
Wenn dein Körper vibriert, die Muskeln unter Spannung stehen und du das Gefühl hast, gleich loszubrüllen oder auszurasten:
Dann will dein System kontrollieren, was sich zu groß anfühlt.
Was hilft:
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Intensive körperliche Bewegung (Springen, Schütteln, Seilspringen)
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Danach: Bodenkontakt, flaches Liegen, Atem fühlen
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Ziel: Energie abbauen und Sicherheit durch Erdung herstellen
Wichtig: Du kämpfst nicht gegen dich – du kanalisiert Energie zurück in Verbindung.
🟧 TYP B: Flucht – „Ich will hier einfach nur weg“
Wenn du rastlos bist, ständig was tust, dich aber nicht entspannen kannst – ist oft der Fluchtmodus aktiv.
Was hilft:
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Sitzend ankommen, Kontaktflächen spüren (Becken, Rücken, Füße)
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Den Blick langsam auf etwas Ruhiges richten
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Fragen wie: Wo ist mein Körper gerade? Was berührt den Boden?
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Atem nicht manipulieren, nur beobachten
Ziel: Von der Flucht in die Gegenwart. Vom Außen ins Spüren.
🟦 TYP C: Freeze – „Ich bin wie erstarrt“
Du funktionierst, aber fühlst nichts. Du willst dich bewegen, aber es geht nicht.
Der Freeze-Modus schützt dich vor Überwältigung – aber er trennt dich auch von dir selbst.
Was hilft:
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Langsames Anvisieren und Beschreibung eines Gegenstands (Farbe, Form, Gewicht, Geräusch, Material)
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Danach: Mit den Händen sanft über den Körper streichen – Berührung statt Reiz
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Kleine Bewegungen: Finger und Hände kreisen, Füße wackeln, Augen rollen
Ziel: Deine Wahrnehmung wird wieder verkörpert – du taust auf, ohne Druck.
🟨 TYP D: Fawn – „Ich funktioniere für andere, nicht für mich“
Wenn du lächelst, obwohl du innerlich zusammenbrichst. Wenn du dich anpasst, übergibst, aufopferst.
Dann schützt du dich durch Verbindung. Aber auf Kosten deiner Selbst.
Was hilft:
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Liegen oder Sitzen
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Eine Hand aufs Herz, eine auf den Solarplexus
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Atmen – und bei jedem Ausatmen den Satz denken:
„Ich darf hier sein. Ich darf mich spüren.“ -
Rückwärts zählen von 100 und dazu atmen (100 ein - 100 aus, 99 ein - 99 aus,...)
Ziel: Vom Außen ins Innen. Von Reaktion zu Präsenz.
Warum Selbstregulation eine spirituelle Praxis ist
Viele spirituelle Menschen versuchen, ihr Nervensystem über Meditation, Mantras oder Energiearbeit zu beruhigen – und erleben dennoch Rückfälle. Warum?
Weil das körperliche Nervensystem mitgedacht werden muss.
Wahrer Einklang beginnt nicht im Kopf. Er beginnt im Gewebe, in den Faszien, der Muskulatur, den Knochen.
Er beginnt im Atem. Im Spüren. Im Erlauben.
Fang an, bevor dein System schreit
Warte nicht auf den großen Zusammenbruch. Du musst nicht „funktionieren“, bis du nicht mehr kannst.
Du darfst heute damit anfangen, deinem Körper zu sagen:
„Ich bin da. Ich höre dich. Und ich bleibe.“
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