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Was es wirklich bedeutet, wenn wir länger leben

Was geschieht, wenn wir ewig leben?

Ein ewiges Leben. Wünschst du genau das? Oder zumindest ein sehr langes Leben - länger als bislang möglich?

Hast du dir schon einmal vorgestellt, wie es wäre 100 Jahre alt zu werden? Hast du dir Gedanken dazu gemacht, wie es wäre 120 Jahre alt zu werden? Oder vielleicht sogar 150, 180 oder 200 Jahre?

Ich habe mir immer wieder überlegt, was das wirklich bedeutet. Für unsere Lebensabläufe, für die verschiedenen neuen Lebensabschnitte, die hinzukommen. Für unsere innere Haltung, aber auch für unsere Körper.

  

Lehne dich für einen kurzen Augenblick zurück, schließe deine Augen und reise mit mir gemeinsam in die Vergangenheit. Wir fliegen zurück ins Mittelalter und schauen uns dort einmal an, wie alt Männer und Frauen wurden. Frauen wurden im Durchschnitt etwa 24 Jahre alt und Männer etwa 29.

Seit 1750 gab es einen kontinuierlichen Anstieg der Lebenserwartung von Frauen und Männern. Wenn wir ins Jahr 1871 hüpfen, so ist die Lebenserwartung bereits auf 35 Jahren bei Männern und 38 Jahren bei Frauen angestiegen. Ein großer Sprung findet knapp 100 Jahre später statt: 1965 liegen Frauen bereits bei 73 und Männer bei 68 Jahren. Und ab diesem Zeitpunkt geht es schrittweise immer weiter nach oben. Bis wir heute beim Endergebnis von 83,2 Jahren bei Frauen und 78,3 Jahren bei Männern ankommen. (Zahlen laut statistischem Bundesamt)

 

 

Unglaublich: Eine Verdoppelung in etwas mehr als 200 Jahren und es geht weiter voran.

Die hygienischen Bedingungen haben sich erheblich verbessert im Kleinen und Großen, die medizinische Versorgung ist in alle Bereiche vorgedrungen, die Industrialisierung und auch die Bildung haben ihren großen Teil zu diesem Anstieg beigetragen.

Doch wo geht es in Zukunft hin? Geht es einfach immer so weiter? Beziehen wir Aspekte, wie Technologisierung, Digitalisierung und Exponentialität mit ein, so scheint die simple Antwort „Ja“ sehr nahe zu liegen.

 

Verweilen wir im Bezug zur menschlichen Lebenszeit beim linearen Wachstum oder wird dieses auch exponentiell wachsen?

Bei Befragungen im Rahmen einer Studie des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) aus dem Jahr 2012 schätzten Frauen ihre Lebenserwartung durchschnittlich auf 80,3 Jahre und Männer tippten auf 75,8 Jahre. Beide lagen also einige Jahre darunter. Der Rückschluss, warum das Ergebnis so war, war Folgender: die Lebensgrundhaltung des Deutschen ist von Pessimismus geprägt. Wagen wir ein Mini-Experiment mit einem kleinen Nebengedanken: wie alt könnten wir bloß werden, wenn wir den Pessimismus komplett ablegen würden?

 

Ein anderer Gedanke ist, dass wir Menschen es gewohnt sind unser Leben im Vergleich zu leben. Ein permanentes Abgleichen findet auf der Ebene der neuroyalen Verarbeitung statt. Das bedeutet, wir vergleichen unsere Lebensdauer mit der unserer Vorfahren und diese wurden natürlich weniger alt. Anstatt uns darauf zu fokussieren, dass da viel, viel mehr möglich ist, verweilen wir denkend in der Vergangenheit. Es ist sehr spannend zu beobachten, wo das Ganze auf natürliche Art und Weise noch hinwachsen wird, denn pro Jahrzehnt nimmt momentan die Lebenserwartung um 2,5 Jahre zu und das sind pro Generation, die in 30 Jahr-Schritten gerechnet wird, immerhin 7,5 Jahre!

James W. Vaupel, der Direktor des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock hat bezüglich des grundsätzlichen Überschreitens der 100er Marke eine interessante These und ist da sehr optimistisch:

Warum steigt die Lebenserwartung weiter an?

Betrachten wir die Gründe für die konstant steigende Lebenserwartung.

Es zeigen sich 6 Hauptaspekte, die wir ein bisschen näher unter die Lupe nehmen.

 

6 Gründe für eine steigende Lebenserwartung

Wohlstand

Der steigende Wohlstand trägt viel dazu bei. Je entwickelter ein Land, desto größer die Lebenserwartung. Je wohlhabender eine Nation, desto mehr Geld fließt in das Gesundheitssystem. Das hat zur Folge, dass eine bessere medizinische Infrastruktur entsteht und idealerweise auch verbesserte Behandlungs- und Therapiemaßnahmen zur Verfügung stehen.

Eine weitere Auswirkung des steigenden Wohlstands ist die Steigerung der individuellen Lebensbedingungen. Mentale und emotionale Aspekte spielen hier eine Rolle, so auch die erhöhte Lebensfreude, das Gefühl von Leichtigkeit und Sorglosigkeit und natürlich auch das Gefühl von Sicherheit können das Leben mit verlängern.

Hygiene und medizinischer Fortschritt

Der Fortschritt in der Medizin ist definitiv ein Hauptgrund für die Verlängerung menschlichen Lebens. Die typischen Altersleiden, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Schilddrüsenleiden und deren Erforschung und Entwicklung bezüglich Behandlung und Prävention verlängern viele Leben in Industrienationen. Infektionskrankheiten wie Tuberkulose zählten früher noch zu den häufigsten Todesursachen. Diese gibt es in der westlichen Welt mittlerweile fast nicht mehr.

Durch die enorme Verbesserung der hygienischen Bedingungen sind gefährliche Infektionskrankheiten, wie Cholera, Typhus, Tuberkolose in Deutschland nahezu verschwunden. Dabei stehen im Vordergrund: sauberes Trinkwasser und eine geregelte Abwasser- und Müllentsorgung. In den Entwicklungsländern sind Defizite bei der Wasserversorgung, dem Abwasser und der Hygiene für 8 Prozent der Todesfälle verantwortlich.

Lebensart

Wir haben  in unserer heutigen Zeit zwei unschätzbar wertvolle Privilegien, für die ich unendlich dankbar bin: 1. Ich darf wählen, wie ich leben möchte, nicht nur wo, sondern auf welche Art und Weise und 2. Ich darf aus einer Fülle und Riesen Bandbreite an Nahrungsmitteln wählen. Auch wenn es unglaublich viel krankmachendes Industrieessen da draußen gibt, so hat sich vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten ein großer Wandel in der Bewusstheit von Ernährung vollzogen.

Es gibt ihn, den Trend hin zu einer vitalstoffreichen und ausgewogenen Ernährung in Kombination mit viel Bewegung. Vor allem auch der Verzicht auf Toxine wie Alkohol, Tabak und Drogen führt zu einem definitiv längeren Leben.

Ein spannender Vergleich ist Folgender: im Jahr 1978 rauchten in Deutschland noch 43 Prozent, 2013 waren es weniger als 30 Prozent und diese Zahl fällt weiterhin konstant ab. Wobei mich da interessieren würde, ob der synthetische Qualm der E-Zigarettenraucher mit einberechnet wird oder nicht… Zudem hat sich interessanterweise der Obst- und Gemüseverbrauch in Deutschland seit 1935 auf 95,7 Kilogramm pro Kopf nahezu verdoppelt.

Soziales Netz der Gesellschaft

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts lag die Armenfürsorge hauptsächlich in der Hand der Kirche. Auch wenn viele das kritisch sehen, so gibt es rein geschichtlich betrachtet in Deutschland ein flächendeckendes Fürsorgesystem. Staatliche Sozialversicherungen garantierten ein Existenzminimum.

Pflegebedürftige erhalten durch die Pflegeversicherung Basisleistungen, die ihnen ein Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Die Verarmung und Verwahrlosung von Kranken oder Älteren in der Gesellschaft des Mittelalters bis hinein in das Jahr 1900 war oft ein Sterbegrund.

Bildung

Das Bildungsniveau spielt eine entscheidende Rolle im Bezug zur Lebenserwartung von uns Menschen. Ganz einfach gesprochen: Je höher die Bildung – desto höher die Lebenserwartung. Studien belegen, dass gebildete Menschen mehr auf ihre Gesundheit achten als gering Qualifizierte. Dabei geht es um Aspekte wie mehr Sport und Bewegung im Alltag, bewusste Ernährung oder auch mehr Vorsorgeuntersuchungen.

Auch die Art und Weise, wie Kinder in den Familien aufwachsen und an das Leben herangeführt werden führt zu einer Steigerung der Lebenserwartung. Ein höheres Bildungsniveau führt in der Regel auch zu einem besseren Verdienst und körperlich weniger anstrengenden Tätigkeiten im Beruf.

Arbeitsbedingungen

Denken wir uns zurück in die Anfangszeiten der Industrialisierung. Damals waren die Arbeitsbedingungen extrem schwer und gesundheitlich bedenklich. Um 1870 waren 78-Stunden-Wochen und Kinderarbeit keine Seltenheit. Freie Wochenenden gab es ohnehin nicht, geschweige denn Ferien.

Die körperliche Arbeit stand im Vordergrund. So hatte der körperliche Verschleiß oft einen frühen Tod zur Folge. Durch den Wandel der vergangenen Jahrzehnte hinein in eine Dienstleistungsgesellschaft sind viele strapaziöse Arbeiten verschwunden und wurden durch Maschinen und Automatisierungsprozesse abgelöst. Die Menschen arbeiten weniger und bekommen mehr Ruhephasen. Das Thema Arbeitsschutz wurde in Unternehmen immer wichtiger.

 

 

Das sind die Haupt-Grundvoraussetzungen dafür, dass in westlichen Gesellschaften, die Lebenserwartung steigen konnte.

 

Doch was bedeutet es konkret, wenn wir immer länger leben?

Wenn wir 120, 130 oder 150 Jahre alt werden, gibt es 5 wichtige Lebensbereiche, die neu gedacht werden dürfen:

  1. Körper: bislang ist ein Körper nicht dafür ausgelegt mehr als ca. 105 Jahre alt zu werden. Denke nur an Bereiche, wie Gelenke, Zähne oder auch die inneren Organe. Wie lässt sich das optimieren? Welche Stellschrauben können da schon im Vorfeld gedreht werden?
  2. Arbeit und Beruf: Wie lange werden wir arbeiten? Und vor allem, wie lange sind wir fit genug, um zu arbeiten?
  3. Beziehung: aktuell wird eine von drei Ehen geschieden, wir liegen bei 39,9% Scheidungsquote. Wenn wir noch einmal die Zahlen von früher betrachten, wie alt Menschen noch 1871 wurden: du erinnerst dich: Männer wurde 35 Jahre alt und nehmen wir an, sie heirateten mit 30 Jahren und Frauen waren zu jener Zeit 20 Jahre alt. Das bedeutet, sie verbrachten, wenn es richtig gut lief 5-10 Jahre in dieser Ehe. Wenn wir heute im Alter von 30 Jahren heiraten, könnten wir locker 50 Jahre in dieser Ehe sein. Diesen Zeitspannenvergleich gilt es jetzt einmal ganz deutlich vor Augen zu haben: 5-10 Jahre vs. 50 Jahre. Bleibt doch wahrhaftig die Frage, ob wir Menschen wirklich darauf ausgelegt sind, so lange in nur einer Beziehung zu verweilen, doch das ist ein ganz anderes Kapitel. Und wenn jetzt die Lebensdauer noch weiter steigt, ist es naheliegend, dass wir nicht nur zwei, sondern vielleicht, wenn wir es denn so wollen 3, 4 oder 4 Ehen als Standard leben werden.
  4. Familie: Wenn du nun die Familienstruktur betrachtest, so werden im Familienverbund alle älter. Das bedeutet, dass wir alle mehr voneinander und miteinander erleben. So etwas wie Ur-Ur-Urgroßeltern mit den 2. Enkeln könnte das neue Normal sein. Hier taucht auch wieder die Frage auf oder es zeigt sich eine Art Idealbild, wie eine neue Form der Großfamilie über Generationen hinweg entstehen könnte.
  5. Gesellschaft: der Generationenvertrag, der jetzt schon nicht mehr funktionert, wird dann erst recht in Frage gestellt werden müssen. Wie und wodurch könnte er ersetzt werden? Auch so etwas wie das Rentenalter müsste neu definiert werden. 

 

Möchtest du gerne 150 Jahre alt werden? Kannst du dir das vorstellen?

Ich bin gespannt zu lesen, was du darüber denkst!

 

 

 

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