
Wie du dein überreiztes Nervensystem beruhigst – in 10 Minuten zurück zur inneren Ruhe
Was dein Nervensystem mit einer Disco zu tun hat
Stell dir vor, dein Nervensystem ist wie das Gebäude, in dem eine Disco lebt. An manchen Tagen läuft dort Kuschelmusik – ruhig und entspannt. An anderen rastet die Menge bei Heavy Metal völlig aus. Mal geht es geordnet zu, mal komplett chaotisch.
Jetzt bist du dran: Du willst mit zwei Freunden rein. Der Türsteher blockt euch ab: „Alles voll – kommt später wieder.“ In dir steigt Wut auf. Du hattest einen ganz anderen Plan. Dein Nervensystem schaltet auf Alarm – Flucht oder Angriff.
Doch du bleibst äußerlich ruhig. Statt Gewalt kommt Erstarrung. Du weißt, du kannst wiederkommen, doch dein Nervensystem befindet sich bereits jetzt im Ausnahmezustand. Du ziehst dich zurück. Frust statt Feier.
Alltag = Dauerstress? Dein Nervensystem reagiert ständig
So absurd diese Disco-Geschichte klingt – genau so reagiert dein Körper im Alltag. Kennst du diese Tage, an denen gefühlt mit dem Aufwachen das Chaos ausbricht und einfach nichts runde läuft?
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Du stoßt dir den großen Zeh beim Duschen an → Alarm.
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Deine Lieblingshose ist in der Wäsche → Alarm.
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Du verschüttest den Kaffee auf der weißen Bluse → Alarm.
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Dein Chef fordert plötzlich Deadlines vorab → Alarm.
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Deine Freundin beschwert sich per SMS → Alarm.
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Dann Stau am Morgen → Alarm.
- Du kommst zu spät zum ersten Meeting → Alarm.
Diese scheinbar kleinen Momente, in denen dein Nervensystem dem Anschalten deines Alarmsystems ausgeliefert ist, sammeln sich über Monate und Lebensjahre hinweg an, bis irgendwann dein innerer Alarm-Mülleimer übervoll ist und überquillt.
Dieser steht irgendwann kurz vor der Explosion. Und ein Leben im Überlebensmodus stellt sich ein.
Das Problem: Wir registrieren diese Mikro-Stressoren kaum bewusst. Aber dein Körper zählt mit. Und wie bereits angekündigt: Irgendwann läuft der innere Stress-Mülleimer über.
Wenn dein Nervensystem im Überlebensmodus hängt
Ein überreiztes Nervensystem zeigt sich auf verschiedene Weisen:
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Unruhe, Zittern, Zucken
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Herzrasen oder Druckgefühl
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Gedankenrasen oder Denkblockade
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Spannung im Nacken und Rücken
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Schwindel, Ohrensausen, flacher Atem
- Reizbarkeit, Launenhaftigkeit
- Fehlende Lebensfreude
- Verdauungsbeschwerden in Magen und Darm
Kennst du solche Symptome? Dann ist dein Körper im Dauer-Alarm-Modus. Und das wirkt sich auf deine Stimmung, Belastbarkeit und Lebensfreude aus.
Die Lösung: Ein Unterbrecher für dein Nervensystem
Was du brauchst: Einen Reset. Eine kurze, gezielte Routine, die deine Stresskurve stoppt. Hier ist eine einfache 10-Minuten-Methode, die du sofort umsetzen kannst.
In 6 Schritten zurück in die Ruhe
1. Frische Luft tanken
Öffne ein Fenster oder eine Tür. Atme bewusst ein – spüre die kühle Luft in Nase, Rachen, Lunge. Atme langsam und bewusst aus. Wiederhole das 5-mal. Atme 5 Atemzüge ein und wieder aus.
2. Bewegung – Jumping Jacks (15x)
Bring deinen Kreislauf in Schwung. Mach 10–15 Jumping Jacks oder gehe zügig auf der Stelle.
3. Atemtechnik „Strohhalm-Atmung“
Forme deine Lippen zu einem kleinen Kreis – wie beim Trinken durch einen Strohhalm.
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Atme auf 5 Zählzeiten ein
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Halte auf 3 Zählzeiten
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Atme auf 5 Zählzeiten aus
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Halte auf 3 Zählzeiten
(Mindestens 10 Wiederholungen)
4. Wieder Bewegung – Crunches oder Jumping Jacks (15x)
5. Erneut tiefer Atem
Zurück ans Fenster. Wiederhole Schritt 1 und nimm 5 bewusste Atemzüge.
6. Nachspüren
Wie fühlst du dich jetzt? Spürst du mehr Ruhe? Mehr Leichtigkeit? Mehr Präsenz?
Warum wir oft zu lange warten
Das Hauptproblem besteht darin, dass wir zu lange abwarten und dann zu spät bemerken, dass wir schon längst im Überlebensmodus sind. Wir übergehen unsere eigenen Grenzen – bis der Körper protestiert. Mit Schmerzen. Mit Panik. Mit Dauererschöpfung.
Selbst wenn du jetzt denkst: “Und so eine einfache Übung soll mir helfen? Ich glaube nicht, dass atmen mir da helfen kann.” Dann probier es einfach einmal aus.
Denn diese Übung ist dein Einstieg in eine neue Praxis: Du musst nicht warten, bis es knallt. Du kannst frühzeitig gegensteuern.
Fragen, die mir häufig gestellt werden
Was bedeutet es, wenn mein Nervensystem "überreizt" ist?
Dein Körper ist im Dauerstress-Modus. Die Alarmbereitschaft bleibt aktiv, obwohl keine reale Gefahr besteht.
Hilft Atmung wirklich gegen Stress?
Ja. Tiefe Atmung aktiviert den Vagusnerv und signalisiert dem Körper: „Du bist in Sicherheit.“
Wie oft sollte ich diese Übung machen?
Regelmäßig – am besten täglich oder immer dann, wenn du erste Anzeichen von innerer Unruhe spürst.
Was, wenn ich mich trotzdem nicht beruhige?
Dann brauchst du vielleicht Unterstützung: Körperarbeit, ein Mentoring oder ein therapeutisches Gespräch.
Du musst nicht im Überlebensmodus bleiben
Dein Nervensystem kann sich erholen – aber du musst ihm erlauben, auszusteigen. Du brauchst keine Riesenveränderung. Nur ein paar Minuten echte Unterbrechung, Atmung, Bewegung und Präsenz.
Probier es aus. Nicht morgen. Jetzt.